Die Bauherrengemeinschaft, hinter der die Investorin Heike Czaykowski sowie die Bauunternehmer Stephan und Günter Brun stehen, realisiert mit dem Mehrgenerationenprojekt im Oxford- Quartier bereits ihr zweites Wohnprojekt dieser Art in Münster: Vor sechs Jahren haben sie gemeinsam mit dem Architekten Hans G. Schmidt-Domogalla Mehr-als-Wohnen-Mecklenbeck ins Leben gerufen, das einen ganz persönlichen Hintergrund hat. „Ich bin in München in einem Dreifamilienhaus mit mehreren Generationen aufgewachsen. Als der letzte Münchner Verwandte verstarb, stand ich vor der Frage: Was tun mit dem Erbe?“, erinnert sich Czaykowski. „Ich war zu dem Zeitpunkt mehr als dreißig Jahre im Ruhrgebiet verwurzelt.“ Das Haus hatte über die Jahrzehnte durch gestiegene Immobilienpreise stark an Wert zugenommen und für Czaykowski war klar: Das Erbe sollte einem guten Zweck dienen, aber gleichzeitig wertstabil für die nachkommenden Generationen angelegt werden.
Wohnprojekt mit viel Herzblut
Die Vergabe des Baufeldes südlich des Quartiersplatzes bildet ein weiteres Puzzlestück auf dem Weg zu einem vielfältigen Wohnangebot im Quartier. Die Bauherrengemeinschaft Brun und Czaykowski GbR überzeugt mit ihrem gemeinwohlorientierten Ansatz, der im Konzept verankert ist.
Zur selben Zeit hatte die Stadt Münster ein Grundstück für ein gemeinschafliches Wohnprojekt ausgeschrieben. „Das kam gerade recht", sagt Czaykowski. „Man bekommt im Leben nicht oft die Chance, Kapital so nachhaltig und krisensicher anzulegen. Und ich wollte der Gesellschaft etwas zurückgeben: Hier in Münster konnten wir ein soziales Projekt mit bezahlbaren Mieten verwirklichen.“ Das war 2018. Jetzt geht dasselbe Team mit demselben Grundgedanken in Gievenbeck an den Start: „Der Mensch steht im Mittelpunkt, nicht das Geld“, fasst Czaykowski das Vorhaben zusammen. Insgesamt werden zwischen 45 bis 50 Wohnungen entstehen, mit Apartmentgrößen von 35 bis 125 Quadratmetern, etwa die Hälfte davon sozial geförderter Wohnraum. Dazu kommen Gemeinschaftsflächen wie Gästezimmer, Co-Working-Spaces, ein Waschraum, eine Werkstatt, Spielbereiche für die Kinder und ein Gemeinschaftsgarten. „In Gemeinschaft wohnen bedeutet für mich als Architekt, Räume zu schaffen, in denen man sich gerne aufhält und die Begegnungen mit Menschen fördern“, erklärt Schmidt-Domogalla.
Seit 30 Jahren ist das Familienunternehmen, das Stephan Brun gemeinsam mit seinem Bruder führt, auf die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und Sozialwohnungen spezialisiert, vor 20 Jahren kamen Gemeinschaftsprojekte dazu. Bruns Ziel für das Projekt im Oxford-Quartier ist es, dass die Mietpreise so wenig wie möglich auseinanderfallen und sich die sozial geförderten Wohnungen in der Ausstattung nicht stark von denen der frei finanzierten unterscheiden. Auch aus Investorensicht ist das Projekt für Brun sinnvoll: „Münster ist ein Standort, an dem sich Mietwohnungen fast von allein vermieten. Und wir setzen zudem auf eine Wohnform, die auch in 20 Jahren noch bezahlbar ist und funktioniert.“ Beim Bau spielen auch nachhaltige Überlegungen eine Rolle: Die Pro-Kopf-Wohnfläche liegt durch die Gemeinschaftsflächen deutlich unter dem Durchschnitt, es wird eine Nachhaltigkeitszertifizierung angestrebt und bei den Baustoffen werden CO2-arme Alternativen bevorzugt. Die Balkone, Laubengänge und Außenräume werden großzügig von oben bis unten begrünt, sodass die Fassade von einer Art grüner Gardine bedeckt wird. Auch das Mobilitätskonzept hat Domogalla-Schmidt durchdacht: „Bei so vielen Wohneinheiten lohnt es sich, gemeinsam nutzbare Lastenfahrräder und einen Kleinwagen, Kombi oder Bulli anzuschaffen. Ich bin mir sicher, dass so immer mehr Menschen auf das Auto verzichten werden.“ Münster sei ohnehin eine Fahrrad-Stadt, deshalb werden in der Tiefgarage weniger PKW-, dafür mehr Fahrradstellplätze gebaut.
Der nächste Schritt ist die Suche nach den Bewohner:innen. Czaykowski schätzt, dass man Wohngruppen dieser Art über Nacht füllen könnte. Aber die Menschen müssen zusammenpassen: „Man zieht nicht nur in eine Wohnung, sondern in eine Gemeinschaft. Seit zwei bis drei Jahren stehen wir mit einigen Interessenten in regem Austausch. Hieraus hat sich bereits eine kleine Kerngruppe zusammengefunden.“ Diese entscheidet darüber, welche Bewerber:innen dazukommen.
Das Prinzip, zusammen zu entscheiden, stärkt laut Heike Czaykowski den Zusammenhalt. Sie hat damals so viel Herzblut in das Mecklenbecker Projekt gesteckt, dass sie irgendwann selbst mit ihren beiden Kindern eingezogen ist. „Es macht Spaß und stiftet Sinn. Wenn man einmal so gute Erfahrungen gemacht hat, möchte man es wiederholen“, erklärt Czaykowski ihre Motivation für das Wohnprojekt im Oxford-Quartier. „Auch das wird ein Projekt mit viel Herzblut, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht.“
„Ich bin schon länger an Wohnprojekten mit mehreren Generationen interessiert. Ich mag den Gedanken, dass man dadurch die Chance hat, neugierig zu bleiben und sich mit Menschen aus anderen Lebensbereichen auseinanderzusetzen. In unserer Kerngruppe haben wir jetzt schon ganz unterschiedliche Begabungen: Der eine kann gut mit Finanzen, der andere liebt Gartenarbeit, einer ist Handwerker. Ein Mitglied aus unserer Wohngruppe ist sehr musikalisch und Chorleiterin – vielleicht gibt es also später einen Wohngruppenchor. Unser Motto ist jetzt schon: Zusammen können wir alles.“
„Ich bin jetzt ganz frisch dabei. Meine Tochter war zuerst Teil der Kerngruppe und hat mich irgendwann mit der Idee angesteckt. Wir wohnen aktuell auch wieder unter einem Dach, haben aber getrennte Eingänge. Mit dem Konzept, dass mehrere Generationen einer Familie zusammenleben, sind wir total zufrieden. In dem Wohnprojekt im Oxford-Quartier werden wir auch getrennte Wohnungen haben, aber in einem Haus leben. Wir freuen uns total, dass wir uns unsere zukünftigen Nachbarn aussuchen können. Mit der Kerngruppe treffen wir uns auch schon jetzt regelmäßig. “