Drahtgeflecht skulptural
© Thomas Gerhards
23.02.2021
Quartiersleben

Beobachter des Wandels

Ehemalige Kantine wird zum Künstleratelier
Die Münsteraner Künstler Werner Rückemann und Thomas Gerhards haben seit einigen Monaten auf dem Oxford-Gelände und in den Räumen der ehemaligen Mannschaftskantine gearbeitet. Ihre Arbeiten – Skulpturen, Texte, Fotos und Filmaufnahmen – stellen Umbruch und Transformation heraus.

Die Künstler stehen an einer sonnigen Wand
© Thomas Gerhards, Werner Rückemann


 

dunkler Raum
© Thomas Gerhards


 

leerer Raum mit Dreck auf dem Boden
© Werner Rückemann


 

Drahtgeflecht wie ein großes Gewölle
© Werner Rückemann

Gelände im Umbruch
Das Oxford-Gelände, jahrzehntelang für die Öffentlichkeit unzugänglich, mit großen Hallen, in denen ehemals Panzer und LKW standen, fasziniert die beiden bildenden Künstler. Seit November 2020 nutzen sie die leerstehende ehemalige Mannschaftskantine als temporäres Atelier. Die Arbeit dort ist nicht immer einfach: Das Gebäude stand jahrelang leer, fließendes Wasser gibt es nicht. Aber den Räumen und der Umgebung haftet eine eigene, spröde Schönheit an.

Last man out
Im Keller finden sich rote und blaue Handabdrücke der Briten, die diesen Ort mit einem Abschiedsgruß verließen und sich in das Gebäude einschrieben. Im Licht der Neonröhren muten sie wie Höhlenmalereien an. Der letzte rote Handabdruck trägt das Datum 20. August 2013 und den Zusatz „Last man out“. „Last man out“ lautet auch der Titel eines der beiden Videos, die Gerhards und Rückemann gedreht haben. Die Künstler treten hier als Kuratoren auf und halten das Abschiedsritual fest, wie sie es vorgefunden haben. 

ver·kehrt
Auch ihr zweites Video „ver·kehrt“ widmet sich einem Ritual – dem der Reinigung. In ihrer Annäherung an den Ort haben die Künstler im Kleinen das deutlich gemacht, was im Großen auf dem Gelände geschieht: ausgefegt. Die Videos zeigen sie beim Kehren verschiedener leerstehender Hallen. So geben sie dem Prozess des Umbruchs und der Transformation ein zeitliches Bild. „Man kommt an einen Ort, an dem zuvor jemand anders gewesen ist und räumt erst einmal auf: ein Reinigungsritual, wie es seit Beginn der Menschheit existiert“, so beschreibt es Rückemann. 

Drahtgeflechte wie Gestrüpp
Den Entkernungsprozess einiger Hallen erleben die Künstler mit: das Entnehmen der großen Betondecken und Metallanker, das Sortieren, Anhäufen, Umschichten, Abtragen. Nummerierte Plastiksäcke, Haufen aus Blech, Draht, Röhren: Die Skulpturen von Thomas Gerhards und Werner Rückemann sind das, was sie vorfinden: Drahtgeflechte, die von weitem Gestrüpp anmuten, alte Leitungen, Blech und Dachteile, rostige, ineinander verdrehte Metallstangen, die wie Gewölle aussehen. Die großen Anhäufungen unterschiedlicher Materialteile wirken auf den Betrachter wie Kompositionen. 

Die Ausstellung ver·kehrt wurde am 6. Februar in der Düsseldorfer Galerie ART ROOM eröffnet und ist als Schaufensterausstellung noch bis zum 5. März zu sehen. 

 

Zur Website ART ROOM

Zum Video ver·kehrt

Zum Video Last man out 

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